Hinter dem roten Sandsteinportal gibt ein moderner gläserner Eingang den Blick frei auf prachtvolle Rokoko-Ausschmückungen. Die Augustinerkirche inmitten der Altstadt blieb im Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt und zeigt eine für die Region außergewöhnliche Prachtentfaltung im Originalzustand. In der Augustinerstraße hatte der seit 1260 ansässige Bettelorden der Augustiner-Eremiten bis 1802 einen Konvent. Die Saalkirche wurde von 1768 bis 1772 samt Kloster neu erbaut. Seit 1805 befindet sich hier das Bischöfliche Priesterseminar.
Die Ausstattung der Kirche ist so reich, weil Mäzene die Arbeit großzügig förderten: Der Kurfürst wollte keine "Bauernkirche" in seiner Residenzstadt. Die Fassade zeigt die lebhaften Formen des mainfränkischen Barock und eine Marienkrönung des Mainzer Bildhauers Nikolaus Binterim.
Im Innenraum verherrlichte der Maler Johann Baptist Enderle aus Donauwörth in großen, lichten Deckengemälden das Leben des Kirchenvaters Augustinus. Die geteilte Orgel mit dem Mittelfenster baute Johann Heinrich Stumm 1773; sie ist eines der wenigen erhaltenen Instrumente dieser Orgelbauer-Dynastie. Aus einer Nische zwischen den südlichen Seitenaltären lächelt eine Lindenholzskulptur von 1420: Maria mit dem spielenden Jesusknaben - in seiner Heiterkeit ein außergewöhnliches Kunstwerk der Gotik, das dem "weichen Stil" zugeordnet wird. Das hoch verehrte Gnadenbild wurde 1793 aus der brennenden Liebfrauenkirche gerettet. Im Hochaltar eine ikonographische Rarität: Gottvater lässt beim Tod Jesu den "Schuldschein der Menschheit" durch einen Putto zerreißen.