Das Rathausgebäude wurde 1851/52 errichtet. Der Dachreiter enthielt das Feuerglöckchen, das bei Brandgefahr warnte. Im Erdgeschoss waren die Gerätschaften zum Löschen von Feuersbrünsten untergebracht. Die Einfahrt zum Spritzenraum befand sich an der Westseite.
Vormals stand an der Stelle des Rathauses das Schöffenhaus, das bereits 1394 als ein ansehnliches zweistöckiges Gebäude mit angebautem Backhaus erwähnt wird. Für das Jahr 1508 ist auch eine nördlich angelehnte Schmiede belegt. Die Gemeindeschmiede mit Stallungen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben.
Im Schöffenhaus tagten damals die Mitglieder des Ingelheimer Reichsgerichts, dem auch die Gemeinde Wackernheim zugehörte. Gerichtstag in Wackernheim war der Mittwoch. Jedoch tagte das Gericht nicht wöchentlich. Aus der Zeit von 1471 bis 1501 sind die Gerichtsprotokolle im sogenannten „Haderbuch“ heute noch erhalten. Für kleinere Vergehen wurden die Übeltäter in der „Betzenstube“ im Erdgeschoss inhaftiert.
Übrigens: Wackernheimer Schultheiß (Vorsteher des Schöffengerichts) war von 1469 bis 1484 der als streitbar bekannte Adlige Emmerich von Engelstadt. Er wohnte mit seiner Frau Agnes in Wackernheim und war sehr wohlhabend.