Der Wackernheimer Rat beschloss 1860 die Anschaffung einer Ortsbleiche. 1862 wurde das erforderliche Grundstück von ca. 3800 m² von insgesamt zehn verschiedenen Eigentümern angekauft.

Die Rasenbleiche war ein Verfahren, bei dem die Weißwäsche, wie Laken oder Tischtücher, vom Grauschleier befreit wurde. Die gewaschenen Leinen- oder Hanftextilien wurden dabei auf dem Gras ausgebreitet und immer wieder befeuchtet. Das Zusammenspiel von Sonnenstrahlen, Wasser und Sauerstoff aus den Gräsern rief eine chemische Reaktion hervor, bei der in geringen Mengen das Bleichmittel Wasserstoffperoxid entstand.

Erst 1871 wurde das Bleichhäuschen am Westende des Geländes errichtet. Die noch übrigen Feldbacksteine verwendete man, um die undichten Wasserbehälter auf der Bleiche zu vergrößern und auszubessern.

Nachdem der Fortschritt die aufwändige Rasenbleiche überflüssig gemacht hatte, wurde auf dem Gelände über Jahrzehnte Fischzucht betrieben. 2017 begann die Gemeinde mit der Renaturierung der Fläche.

Ein Zeitzeuge erinnerte sich: In unserer Kinderzeit wurden wir regelmäßig mit dem „Kannche“, einem Vierradwägelchen, mit Bett- und Weißzeug und einer Gießkanne dorthin geschickt. Wir breiteten die Wäsche aus und begossen sie mit dem Brunnenwasser. War das Zeug getrocknet, wurde es gewendet und wieder eingesprengt. Dies geschah mehrmals und zwischendurch spielten wir um den großen Brunnensarg, bis die untergehende Sonne uns mitsamt der Wäsche zur Heimfahrt mahnte. (Otto Herrmann 1921-2012)

Die Bleiche Wackernheim © Ikum GmbH