Die Zehntscheune ist das älteste Wirtschaftsgebäude im Ort. Der Bruchsteinbau mit Krüppelwalmdach soll um 1700 errichtet worden sein. Um 1350 waren alle Wackernheimer Besitztümer der Abtei Fulda durch Tausch oder Kauf an die Mainzer Dompropstei gelangt. Von den Erträgen aus insgesamt 481 Morgen Ackerland und Weinbergen bezog sie den zehnten Teil. Da die Abgaben in Naturalien bezahlt wurden, benötigte man eine größere Scheune, um sie zu sammeln und aufzubewahren. Bereits 1450 wird eine Zehntscheune in Wackernheim erwähnt. 1630 wurde sie während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden abgebrochen. Ob sich dieses Gebäude an demselben Standort wie die noch erhaltene Scheune befand, ist unklar. Im 18. Jahrhundert bezog die Propstei des Mainzer Domstifts die Hälfte des Wein- und Fruchtzehnten in Wackernheim. Die andere Hälfte teilten sich das Nieder-Ingelheimer Hospital und die Herren von Steinebach beziehungsweise deren Erben, die Freiherren Gedult von Jungenfeld.
Übrigens: Der Bezieher des Kirchenzehnten war auch für die Besoldung des Pfarrers zuständig. So musste eine katholische Institution den evangelischen Pfarrer bezahlen.