Eine mystische Atmosphäre liegt über dem nächtlichen Schauplatz im römischen Mainz. Römische Soldaten in voller Rüstung ziehen um das Feuer eines großen Scheiterhaufens und legen an dessen Fuß Beutegaben und Waffen ab. Totenklagen hallen durch die Luft, während das Flackern des Feuers unförmige Schatten auf das nahe Ehrenmal wirft ...
So ähnlich könnte sich der jährliche Totenkult für General Drusus abgespielt haben. Reste des Drusussteins, der als besonderes römisches Erbe gilt, sind auf dem Zitadellengelände zu sehen.
Nero Claudius Drusus - kurz Drusus genannt, war einer der Stiefsöhne des Kaisers Augustus. Dieser entsandte Drusus und seinen weiteren Stiefsohn Tiberius im Jahr 13 vor Christus nach Germanien, um die Grenzen zu sichern und das germanische Gebiet jenseits des Rheins zu erobern.
Drusus gründete im selben Jahr das Basislager gegenüber der Mainmündung. Er gilt daher auch als Gründer der Stadt Mainz. Unter seinem Oberbefehl rückten die Legionen zu Feldzügen entlang der Mainlinie und schließlich bis an die Elbe aus.
Der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio beschreibt den erfolgreichen Eroberer als "...einen Jüngling, begabt mit so vielen und so hohen Tugenden, wie nur immer die sterbliche Menschennatur sie in sich zu schließen, und Fleiß und Tüchtigkeit sie auszubilden vermag."
Drusus verunglückte 9 vor Christus auf dem Rückweg von einem Eroberungsfeldzug an der Elbe. Er erlag seinen schweren Verletzungen. Zu Ehren ihres Feldherrn errichteten die in Mogontiacum stationierten Soldaten das Monument als leeres Grabmal (Kenotaph). Der Leichnam selbst war in Rom beigesetzt worden, im Mausoleum des Kaisers Augustus.
Im Mittelalter nutzte man die exponierte Lage des Drusussteins und baute ihn zum Wachturm um. Wahrscheinlich diente er auch nach dem Bau der Zitadelle als zusätzlicher Wachturm.