Der Söldnerführer und der Dichter – Glanzzeit und Untergang der Ebernburg
Das Hutten-Sickingen-Denkmal
Wer auf der B 48 Bad Münster am Stein-Ebernburg erreicht, sieht vor sich den Burgberg der Ebernburg, wie sie seit dem 19. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde. Beim zweiten Blick entdeckt man auf halber Höhe eine Figurengruppe. Zu sehen sind da in Bronze gegossen der Ritter Franz von Sickingen (1481-1523) und der vom Kaiser mit dem Dichterlorbeer gekrönte Poet Ulrich von Hutten (1488-1523). Beide stehen für einen Augenblick der Weltgeschichte, in dem die Ebernburg im Brennpunkt des Geschehens stand. In den Anfangsjahren der reformatorischen Bewegung, als Luther in Acht und Bann kam und auch seine Anhänger Verfolgung zu gewärtigen hatten, sammelte der Söldnerführer Franz von Sickingen um sich einen Kreis von Theologen, die frühe Anhänger Luthers waren. So Martin Bucer, Johannes Oekolampad, Kaspar Aquila und Johannes Schwebel. Doch besonders nahe stand dem Ritter, der als skrupelloser Kriegsunternehmer anzusprechen ist, Ulrich von Hutten. Der war ein weithin bekannter und hoch geehrter humanistischer Dichter. Er gab mit seiner gegen die „Pfaffenherrschaft“, gegen das Papsttum und vor allem die finanzielle Ausbeutung der deutschen Territorien gerichteten Propaganda Sickingen die Argumente für sein Handeln, falls der die brauchte. Im Übrigen war er an Syphilis erkrankt und nutzte das in der Region abgebaute Quecksilber für Kuren. Das fünf Meter hohe Denkmal auf dem Granitsockel die beiden überlebensgroßen Figuren. Links der Dichter weist mit der Schriftrolle dem lauschenden Ritter den Weg. Der hat den Griff am Schwert, doch zögert er noch. Die von Hugo und Ludwig Cauer nach Entwürfen des Vaters Carl Cauer 1889 gefertigte Skulptur ist Ausdruck eines protestantisch-preußisch, antikatholisch motivierten Nationalgefühls, spiegelt also den Zeitgeist des Kulturkampfs wider. So feiert die Inschrift beide als „Vorkämpfer deutscher Einheit und Größe“. Die so Gepriesenen sind diesem Konflikt untergegangen. Sickingen starb im Kampf gegen eine Fürstenallianz, die er herausgefordert hatte. Die Ebernburg wurde zerstört. Hutten erlag seinem schweren Leiden auf der Insel Ufenau bei Zürich.

Hutten-Sickingen-Denmkal © GUT Michael Vesper
BlickaufdieEbernburg © GuT Michael Vesper