Nordwestlich der Altstadt und jenseits der breiten Kaiserstraße erstreckt sich die Mainzer Neustadt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie auf dem einst "Gartenfeld" genannten Areal außerhalb der Festungsmauern von Mainz erbaut und verdoppelte auf einen Schlag das alte Stadtgebiet.
Dem Stadtbaumeister Eduard Kreyßig (1830-1897) verdankt die Neustadt ihr architektonisches und städtebauliches Gesicht noch heute, obwohl sie der zweite Weltkrieg mit seinen Zerstörungen schwer traf. Viele der gründerzeitlichen Wohngebäude mit zum Teil prächtigen Fassaden sowie die weithin sichtbare Christuskirche sind aber immer noch erhalten.
Insbesondere in den letzten Jahren gelang es, die Neustadt behutsam zu sanieren. Moderne Architekten und Künstler haben mit ihren Bauten und Plastiken zum Erscheinungsbild der Neustadt beigetragen - so zum Beispiel Dieter Magnus mit seiner Grünen Brücke oder Hugo Becker mit der Josefskirche.
Der originelle Frauenlob-Brunnen an der Rheinuferpromenade erinnert an den Minnesänger Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, der 1318 in Mainz starb. Er soll, nachdem er in seinen Werken voll des Lobes für das weibliche Geschlecht war, von Mainzer Frauen zu Grabe getragen worden sein. Am Rheinufer entlang kommt man zum Zoll- und Binnenhafen, der in den nächsten Jahren zu einem neuen Stadtquartier umgebaut wird. Erste Gebäude stehen bereits, wie die Kunsthalle Mainz mit ihrem prägnanten Glasturm und das Alte Weinlagergebäude - heute ein moderner Bürokomplex.
Charakteristisch sind auch die vielen Plätze und verkehrsberuhigten Straßen, die Kneipen und Cafés, die kleinen Geschäfte und Handwerksbetriebe. Zahlreiche soziale Einrichtungen sind in Mainz-Neustadt ansässig und Ansprechpartner für die Belange der Bürgerinnen und Bürger. Am Synagogenplatz steht die neue Mainzer Synagoge, Sitz der Jüdischen Gemeinde.
Heute lebt die Neustadt von ihrer bunten Mischung aus waschechten Mainzerinnen und Mainzern, neu Hinzugezogenen, ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und vielen jungen Studierenden. Bei den alljährlichen Straßenfesten feiern die Neustädter sich selbst und den unverwechselbaren Charakter ihres Viertels. Eine zentrale Rolle spielen dabei der Goetheplatz, auf dem die traditionelle "Gaadefelder Kerb" stattfindet. Zu einem echten Szene-Treffpunkt hat sich das Areal rund um den Gartenfeldplatz entwickelt. Der Mainzer Rosenmontagszug startet in der Neustadt und sorgt für närrisches Treiben und fröhliche Stimmung.