600 Jahre alleine auf der Insel
Die Pauluskirche
Heraus aus der Fußgängerzone, hinein in das größte Kirchenschiff zwischen Mainz und Trier unweit der Alten Nahebrücke. Der Raum beeindruckt mit seiner schlichten Größe. Der weitgehende Verzicht auf schmückendes Beiwerk steht in der Tradition der reformierten Gemeinde, die seit 1585 die Kirche als die tonangebende Konfession nutzten. Besucher umfängt Licht, Ruhe und Harmonie. Nur die Kanzel aus Eichenholz zieht die Blicke auf sich. Auf dem Schalldeckel sitzt da eine als Engel ohne Flügel gedeuteter Knabe mit Bibel und Kreuz. Altar, Orgel und Kanzel bilden eine Einheit. Dabei fällt auf, dass diese Kirche zwei Hauptorgeln hat. Die Geschichte dieses Gotteshauses spiegelt die Stadtgeschichte wider. Als die Grafen von Sponheim Kreuznach als Doppelstadt beiderseits der Nahe neu gründeten, gaben sie ihr auf der Insel zwischen den beiden Stadtteilen mit der 1332 nach 20 Jahren Bauzeit geweihten Kirche einen sakralen Mittelpunkt. Bei der Kirche lag auch der Friedhof. Weitere Gebäude befanden sich bis zur Entwicklung des Kurgebietes auf der Insel zwischen den beiden Flussarmen nicht. In der Epoche der Reformation 1557 wurde die Kirche lutherisch, später reformiert und 1817 vereinigten sich die protestantischen Gemeinden. Doch auch die Katholiken hatten Nutzungsrechte. So wird in der Pauluskirche das Nebeneinander der christlichen Konfessionen in der Stadt deutlich. Von der mittelalterlichen Kirche ist nur der gotische Chor übrig. Französische Truppen zerstörten sie 1689. 100 Jahre brauchte es für den Wiederaufbau, Seit 1781 stellt sich die Kirche in der heutigen Optik dar, wobei der Chor erst 80 Jahre später durch englische Kurgäste von einer Ruine in eine schmucke Kapelle verwandelt wurde, in der Grabsteine der Sponheimer und andere Adliger in der Wand eingemauert sind. Noch einmal wurde die Kirche bei der Brückensprengung ruiniert, so dass sie erst 1954 wieder genutzt werden konnte. Die Verbundenheit mit der Stadt zeigt die Kirchenuhr, die der Stadt gehört und als Stadtuhr dient. Auch das Geläut der drei zusammen sechs Tonnen schweren Glocken sagt den Bürger*innen, was die Stunde geschlagen hat.