Der Alte Dom St. Johannis gilt als älteste Kirche in Mainz und zählt zu den frühesten Bischofskirchen nördlich der Alpen. Er war der Vorgängerbau des heutigen Mainzer Doms und entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg zu einem bedeutenden geistlichen und politischen Zentrum des frühen Mittelalters.
Bereits im 5. oder 6. Jahrhundert entstand an dieser Stelle durch den Umbau spätantiker Gebäude eine erste christliche Kirchenanlage. Über die Jahrhunderte wurde der Bau mehrfach erweitert und umgestaltet – von einer frühmittelalterlichen Bischofskirche mit Taufhaus bis hin zur repräsentativen ottonischen Basilika im 10. Jahrhundert. Hier wurden bedeutende Kirchenmänner wie Bonifatius und Willigis tätig, und im 11. Jahrhundert fanden zwei Königskrönungen statt.
Nach der Errichtung des neuen Doms 1036 wurde St. Johannis zur Stiftskirche. In der Folgezeit erlebte die Kirche weitere Umbauten, etwa im 14. Jahrhundert mit dem Bau eines gotischen Chors oder im 18. Jahrhundert im Stil des Spätbarocks. Während der napoleonischen Besetzung diente sie zeitweise als Lagerhalle, bevor sie 1828 in den Besitz der evangelischen Gemeinde überging. Seitdem prägt sie das protestantische Leben in Mainz mit.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, in den 1950er Jahren jedoch restauriert. Archäologische Untersuchungen, die seit 2013 stattfinden, brachten zahlreiche historische Schichten und Funde ans Licht – darunter 2019 das Grab des Erzbischofs Erkanbald aus dem Jahr 1021.
Heute ist der Alte Dom nicht nur ein bedeutendes Baudenkmal mit sichtbaren Spuren aus der Spätantike bis zur Neuzeit, sondern auch ein Ort geistlicher Begegnung, archäologischer Entdeckungen und kultureller Veranstaltungen mitten im Herzen von Mainz.