Austrieb

April 2024

Ein Austrieb so früh wie noch nie – und die Reben weinen

Was hatten wir in den vergangenen zwei Woche für warme Tage, an manchen Tagen eher Sommer als Frühling. Die Rebknospen wurden jäh aus dem Winterschlaf geweckt und lassen die ersten Weinberge schon grün schimmern, mindestens 3 Wochen vor dem langjährigen Mittel. Das wird sich durch den aktuellen Temperatursturz jetzt jedoch wieder relativieren, die Natur gleicht bekanntermaßen vieles von ganz alleine wieder aus.

Der Saftfluss in den Stöcken ist dabei immens, was an frischen Schnittstellen deutlich sichtbar ist. Hier bilden sich scheinbar unaufhörlich kleine Safttropfen, fast wie bei einem tropfenden Wasserhahn. Diese „Rebtränen“ verhindern das Eindringen von Krankheitserregern in den Rebstock. Bis zu einem Liter davon kann eine Rebe binnen 24 Stunden produzieren.

Aqua Vitis oder Lacrima Vitis bezeichneten die alten Gelehrten den Saft der Reben. Heute ist die Flüssigkeit besser unter ihrem deutschen Namen bekannt: Rebwasser oder Rebtränen. Gelehrte und Mediziner bescheinigen den kostbaren Tropfen bereits im Altertum eine heilende Wirkung. Sie seien gut für die Augen und Ohren, förderten die Seh- und Hörkraft, sie wirkten positiv auf Kopf, Magen, Darm, Niere und Blase, linderten sogar Brechreiz und dämmten das Wachstum von Warzen ein. Einige Gelehrte rieten die Anwendung von Rebtränen gegen Sommersprossen und schließlich wurde dem Naturprodukt auch eine lindernde Wirkung bei Zahnschmerzen zugesprochen.

Die Thesen halten gar einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Stoffe wie Cineol, alpha-Terpineol und besonders Thymol sind in den Rebtränen in hoher Konzentration vorhanden. Diese Stoffe besitzen antibakterielle und desinfizierende Wirkung, die besonders in Zusammenhang mit Hauterkrankungen nachgewiesen werden konnte. So werden auch verschiedene Hautcremes, die Rebtränen enthalten, angeboten.