Eine nachhaltige Entwicklung ist „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation gerecht wird, ohne die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen einzuschränken“.
Auf welche Schlüsselindikatoren im Lebenszyklus der Weinbereitung dabei zu fokussieren ist, um die Ökologie, die soziale Verantwortung und die Ökonomie in Balance zu halten, wurde in Zusammenarbeit mit IFEU 2012 erarbeitet. Mehr dazu
An vielen Stellen zeigt diese Arbeit, dass hier eine gewisse Innovationsfreude gefordert ist, die nachhaltige Entwicklungen ermöglicht.
In Rheinhessen hat die Innovation schon Tradition. Hier sind die Winzerinnen und Winzer offen für neue Entwicklungen, die den Weinbau zukunftsfähig machen.
Seit 2012 schreibt Rheinhessenwein e.V. zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Oppenheim und Verein der ehemaligen Oppenheimer Fachschüler (VEO) für die Zulieferer und Dienstleister der Weinbranche den Preis für Nachhaltigkeit in den Kategorien aus.
Cabernet Blanc, Johanniter, Solaris, Souvignier gris
Die Winzerinnen und Winzer in Rheinhessen sind offen für neue Rebsorten. Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Alzeyer Rebenzüchtung zahlreiche neue Rebsorten mit attraktiven Fruchtaromen gezüchtet. Züchtungsziele damals waren der Geschmack und sichere Erträge. Die erfolgreichsten in Alzey gezüchteten Rebsorten sind die Scheurebe und die Huxelrebe.
Die Rebenzüchtung ist eine Generationenaufgabe und dauert in der Regel von der Kreuzung bis zur Zulassung 25 bis 30 Jahre. Waren es damals die Ziele Geschmack und Ertntemenge, um Erträge und damit Einkommen zu sichern, so zählt für die heutige Winzergeneration neben hohen Qualitätsmerkmalen, die Auswirkungen des Weinbaus auf die Umwelt im Blick zu behalten.
Bereits Ende der 1960er Jahre brachte die Rebenzüchtung in Deutschland die ersten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten hervor: Regent und Johanniter gingen in den Anbau. Die Züchtungsarbeit mit dem Ziel, der Widerstandsfähigkeit gegen die Hauptkrankheitserreger der Rebe, den Echten und Falschen Mehltau, ging weiter. Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier gris heißen die neuen, die zukunftsweisenden Rebsorten, die von umweltbewussten Winzerinnen und Winzern kultiviert werden.
Rheinhessen gehört zu den Weinregionen Deutschlands, in denen die PiWis mit einer Anbaufläche von mehr als 800 Hektar (3% der gesamten Rebfläche) schon eine gewisse Bedeutung haben. Sie sind echte Kreuzungen aus amerikanischen und asiatischen Wildreben mit europäischen Qualitätsrebsorten, die die Widerstandsfähigkeit gegen die Haupterreger der Weinreben, den Echten und Falschen Mehltau in sich tragen und damit den Pflanzenschutz bis zu 80 Prozent reduzieren können.
Schon Mitte der 1980er Jahre wurde der Bundesverband ökologischer Weinbau (BÖW) hier in Rheinhessen gegründet, woraus der Bundesverband ECOVIN entstanden ist, der heute der Dachverband für Ökoweine aus Deutschland ist.
Ursprünglich befasste sich der BÖW in erster Linie mit der Erarbeitung von Kriterien für den Weinanbau, speziell mit dem Blick auf das Bodenmanagement und den Pflanzenschutz, zwei Schlüsselindikatoren für nachhaltigen Weinbau. Im Laufe der Zeit wurde das Regelwerk um Kriterien für die Önologie und das Marketing ergänzt. Mittlerweile fokussiert ECOVIN zusätzlich auf die Biodiversität und hat dazu ein eigenes Management-System entwickelt.
Ähnlich wie in anderen Bio- oder Ökoverbänden wurden die Anforderungen an Ökowein auch um soziale Kriterien erweitert.