Hoch über der Mainzer Altstadt auf dem Stephansberg thront die Kirche St. Stephan – eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die älteste gotische Hallenkirche von Mainz wurde im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert errichtet und steht auf den Fundamenten einer noch älteren Kirche, die Erzbischof Willigis bereits um das Jahr 990 als kaiserliche Gebetsstätte erbauen ließ. Willigis, auch Erbauer des Mainzer Doms, wurde 1011 in St. Stephan beigesetzt.
Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde St. Stephan in den Nachkriegsjahren wiederaufgebaut. Die schlichte Gestaltung mit weiß verputzten Wänden und rotem Sandstein verleiht dem Kirchenraum heute eine besondere Klarheit und Ruhe. Noch immer fehlen Teile des ursprünglichen Gewölbes, was den Bau zugleich authentisch und offen wirken lässt.
Ein einzigartiges Highlight sind die Glasfenster von Marc Chagall im Ostchor und Querhaus der Kirche. Zwischen 1978 und 1985 schuf der weltberühmte französisch-jüdische Künstler insgesamt neun leuchtend blaue Fenster mit biblischen Motiven – als Zeichen der Versöhnung zwischen Judentum und Christentum. Chagall, der selbst nie nach Mainz kam, überließ die Ausführung der späteren Fenster im Kirchenschiff seinem langjährigen Weggefährten Charles Marq.
Neben den Glasfenstern lohnt sich auch ein Rundgang durch den spätgotischen Kreuzgang – der wohl schönste in Rheinland-Pfalz. Hier befinden sich zahlreiche Grabplatten ehemaliger Stiftsherren, kunstvolle Wappen und mittelalterliche Skulpturen wie die Figurengruppe der „Anna Selbdritt“ oder ein gotischer Taufstein aus dem Jahr 1330, der bis heute genutzt wird.
Mit jährlich rund 200.000 Besucherinnen und Besuchern ist St. Stephan nicht nur ein Ort der Stille und des Gebets, sondern auch ein bedeutendes kulturelles Wahrzeichen der Stadt Mainz – reich an Geschichte, Spiritualität und internationaler Kunst.